13. September 2015: Schlimmer geht immer und deshalb mache ich weiter!


Mein Leben entwickelt sich zurzeit dermaßen destruktiv, dass ich mich ernsthaft frage, wie ich bei diesem Ausmaß an Zerstörung jemals auf die Idee kommen konnte, einen Lebenstraum verwirklichen zu wollen. Momentan wäre ich schon mit der Aussicht zufrieden, einigermaßen unbehelligt mein trostloses Leben fristen zu dürfen. Mehr scheint für mich absolut nicht drin zu sein! Oh Mann, ist das frustrierend! Und auch nur vielleicht eine Winzigkeit übertrieben.

 

Vermutlich passt es in diesem Zusammenhang ganz gut, dass ich vor ein paar Tagen den dritten Tinnitus in meinem Ohr begrüßen durfte. Herzlich Willkommen! Von meinem Zahnarzt weiß ich nun, dass die korrekte Mehrzahl von Tinnitus „Tinnituuuuuhs“ lautet – also gleiche Schreibweise, andere Aussprache. Wie gut, dass ich das nun weiß. Es wäre sehr schade gewesen, wenn ich mangels Tinnituuuuuhs auf diese Erkenntnis hätte verzichten müssen!

 

Aber gut, ich will ja nicht so negativ sein. Das hilft schließlich auch nicht weiter. Ganz im Gegenteil: Es macht die Sache sogar noch schlimmer! Denn die Tatsache, dass ich mich gerade vom Leben verkauft und verraten fühle, strahle ich vermutlich auch aus, und das wiederum scheint für Teile meines Umfelds ein Signal zu sein, mir richtig auf die Nerven zu gehen!

 

Dabei meint man es nur gut mit mir. Das weiß ich auch zu schätzen und möchte auf gar keinen Fall undankbar erscheinen. Aber warum müssen mir zurzeit so viele Menschen ungefragt in mein Leben reinreden? Ist vielleicht auf meiner Stirn zu lesen, dass ich Vorträge darüber hören möchte, wo ich versuchen könnte, einen Job zu finden? Kann wirklich jemand annehmen, dass ich – über zwanzig, studiert und sogar in der Lage, das berühmte IKEA-Billy-Regal selbstständig aufzubauen – so etwas nicht selbst weiß? Oder ist für Einige allein die Tatsache, dass ich Bücher schreibe, gleichbedeutend mit „Sie ist plötzlich bekloppt geworden und nicht mal mehr in der Lage, Stellenausschreibungen zu lesen oder zu wissen, dass Deutschlehrerinnen zurzeit ausnahmsweise mal eine gefragte Berufsgruppe sind“?

 

Als ich endlich begreife, dass es vermutlich an mir und ganz sicher an meiner Ausstrahlung liegt, dass andere Menschen denken, sie müssten mir mein Leben erklären, beschließe ich, diese Ausstrahlung sofort abzulegen. Was ich dazu tun muss ist mir auch sogleich klar: Aufhören, mit mir selbst darüber zu diskutieren, was ich will und was nicht und was für mich vernünftig ist. Ich muss eine Entscheidung darüber treffen, wie meine Zukunft aussehen soll - wenigstens für den Moment. Und wenn ich es so betrachte, dann ist die Antwort doch ganz einfach: Ich will Bücher schreiben und noch bin ich nicht bereit, den Traum einfach loslassen, noch sehe ich Chancen, das Ziel zu erreichen, irgendwie als Schriftstellerin Erfolg zu haben. Also mache ich weiter. Bis auf Weiteres.

 


Juhu! Mein Tinnitus hat Freunde gefunden!

 

 

 

 

 


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