21. Juli 2015: Anleitung gegen das Grübeln

 

Morgen muss ich unters Messer. Nix Großartiges, nur ein simpler Routineeingriff, der in ein paar Minuten überstanden ist … so wurde es mir versprochen. Trotzdem fühle ich mich furchtbar. Sowas schlägt mir echt auf die Stimmung! Da bin ich kleinlich!

 

Andererseits ist das ein Anlass, endlich meine Patientenverfügung abschließend zu formulieren. Muss ja auch mal getan werden! So hat das Ganze auch sein Gutes: Der Papierkram ist erledigt und kann von meiner Aufgabenliste gestrichen werden. Wieder was geschafft!

 

Dennoch: Derzeit ist mein Leben schwierig und ich verbringe viel – sehr viel! – Zu viel? – Zeit damit, darüber nachzugrübeln. Das bringt mich allerdings nicht weiter. Ich stecke fest, weil meine Gedanken ständig um dasselbe kreisen und andere Ergebnisse als die, die ich bereits kenne und trotzdem nicht überzeugend finde, nicht dabei herauskommen.

 

Ich glaube, so geht das nicht!

 

Ich beschließe, dass ich eine bessere Strategie brauche, um meine Probleme zu lösen, als sie totzugrübeln. Deshalb gehe ich laufen. Laufen ist immer gut! Beim Laufen habe ich meistens auch Ideen, und die spreche ich in mein Smartphone, weil aufschreiben beim Laufen schwierig ist.

 

Als ich abends, an meinem Schreitbisch, die Aufnahmen abhöre, sind so geniale Vorschläge darunter wie „Manchmal kann man nur das Nächstliegende tun, und das auch nur so gut, wie es eben geht. Das ist immerhin besser, als nichts zu tun“. Hm. Könnte von Konfuzius sein!

 

Oder das hier: „Wenn ich ein Problem habe, zu dem mir trotz Grübeln keine Lösung einfällt, dann setze ich mir ein zeitliches Limit von maximal zehn Minuten. Die beste Lösung, die ich bis dahin gefunden habe, nehme ich. Erstmal.“ Das ist sicher nicht nobelpreisverdächtig, könnte aber zumindest umsetzbar sein!

 

Alles, was ich von diesen Ratschlägen halbwegs sinnvoll finde, schreibe ich auf gelbe Haftzettel und klebe sie an den Bildschirm meines Rechners. So habe ich sie ständig vor mir und vielleicht, ja vielleicht hilft es ja ein bisschen!

 

Hm. Ob der Mensch, der mich morgen operiert, auch irgendwo an seinem Arbeitsplatz solche Haftnotizen hat? Und was mag da wohl draufstehen? „Solange es rhythmisch piept ist alles gut und beim langgezogenen Pfeifton kannst du aufhören zu operieren?“ Oder vielleicht sowas wie „After-Work-Checkliste: Ist alles raus aus dem Patienten? Schere, Tupfer, Skalpell, Handy, Zigaretten …“ Oder macht der Operateur sich vielleicht einfach nur Mut mit „Tschaka, du schaffst es!“ und würde es mich beruhigen, wenn ich so einen Zettel läse?

 

Ich glaube, ich sollte aufhören zu grübeln …

 

 


Konfuzius sagt ...